Haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, ob Ihre Zahnmaterialien, alten Wurzelfüllungen oder stillen Entzündungsherde im Kiefer dazu beitragen, dass Ihr Immunsystem aus dem Gleichgewicht gerät? Wenn Sie unter chronischer Müdigkeit, diffusen Gelenkschmerzen oder einer Autoimmunerkrankung leiden, und die Ursache womöglich im Mund verborgen liegt?
In der biologischen Zahnmedizin wissen wir: Manche Belastungen sieht man nicht, aber sie wirken. Und manchmal beginnt der Weg zur Linderung dort, wo man ihn am wenigsten vermutet: im Kiefer, bei stillen Entzündungen, toten Zähnen oder nicht verträglichem Zahnersatz.
Autoimmunerkrankungen nehmen zu – und oft fehlt eine klare Ursache
Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder rheumatoide Arthritis betreffen weltweit immer mehr Menschen. Schon 2002 zeigte eine Analyse der WHO, dass Autoimmunerkrankungen weltweit auf dem Vormarsch sind. Doch woher kommt diese Entwicklung?
Die Antwort ist komplex, doch ein wesentlicher Punkt bleibt oft unbeachtet: Stille Entzündungen im Kiefer, immunologische Reaktionen auf Zahnmaterialien, tote Zähne mit Symptomen im ganzen Körper oder ein gestörter Entzündungsstatus durch alte Füllungen, Implantate oder Wurzelfüllungen.
Was in Ihrem Kiefer passiert, bleibt nicht im Kiefer
Wussten Sie, dass der Körper auf bestimmte zahnärztliche Materialien mit einer verzögerten Immunreaktion reagieren kann, ohne dass Sie es merken?
In unserer biologischen Zahnarztpraxis in Wien nehmen wir uns für diese Untersuchungen besonders viel Zeit.
Ein Beispiel für ein modernes Verfahren ist der Lymphozytentransformationstest (LTT): Er zeigt, ob Ihr Körper auf Materialien wie Titan, Acrylate oder Metalllegierungen mit einer Überreaktion des Immunsystems antwortet. Auch die Titan-Stimulationstestung kann Hinweise geben, ob ein Implantat langfristig immunologische Prozesse auslöst, bei manchen Patient:innen unbemerkt, bei anderen mit systemischen Symptomen wie Entzündungsanfälligkeit oder Autoimmunreaktionen.
Werden Titanimplantate nicht vertragen, ist es oft sinnvoll, auf ein Zahnimplantat aus Keramik umzusteigen, biokompatibel, metallfrei und gut verträglich.
RANTES, Thioether, TH1/TH2 – stille Störer erkennen
Manche Begriffe klingen technisch, doch sie sagen uns eine Menge über den Gesundheitszustand unserer Patient:innen:
- RANTES/CCL5 ist ein Entzündungsbotenstoff, der bei chronisch stillen Entzündungsherden im Kiefer (FDOK/FDOJ) oft stark erhöht ist.
Die Diagnose solcher Areale ist heute mit hochauflösender Ultraschalldiagnostik wie dem CaviTAU-Verfahren möglich (auch in unserer Praxis in Wien). So können FDOK-Herde ohne Röntgenstrahlung sichtbar gemacht werden. - Thioether/Mercaptane sind toxische Schwefelverbindungen, die bei abgestorbenem Gewebe (z. B. in toten Zähnen mit Wurzelentzündung) entstehen. Sie wirken systemisch,nicht nur lokal im Kiefer.
- TH1-/TH2-Regulation: Unser Immunsystem hat verschiedene Antwortwege. Bei chronischen Belastungen, etwa durch daueraktive Entzündungen, Zahn-Störfelder oder Materialunverträglichkeiten, kann das Gleichgewicht kippen und autoimmunologische Reaktionen begünstigen
aMMP-8 – wenn das Zahnfleisch still leidet
Ein weiteres wichtiges Werkzeug ist der aMMP-8-Test. Dieses Enzym wird bei beginnender Parodontalentzündung ausgeschüttet, noch bevor Symptome wie Zahnfleischbluten auftreten.
Die Messung im Speichel oder in der Zahnfleischtasche gibt uns Hinweise, ob im Hintergrund bereits entzündliche Abbauprozesse laufen, die das Immunsystem zusätzlich belasten.
Auch ohne akute Beschwerden kann es sinnvoll sein, bei toten Zähnen, FDOK-Verdacht oder Autoimmunerkrankungen diesen Marker regelmäßig zu kontrollieren.
Warum mir das wichtig ist
Ich sehe in meiner Praxis häufig Patient:innen, die bereits viele Fachärzt:innen aufgesucht haben,und dennoch keine klare Ursache für ihre Beschwerden finden. Manchmal führt die Spur in den Kiefer: zu Materialien, zu alten Entzündungen, zu „blinden Flecken“ in der Diagnostik.
Wir arbeiten dabei eng mit anerkannten Partnern wie dem IMD Berlin (https://www.imd-berlin.de/) zusammen, um verlässliche Laboranalysen zu Ihrer individuellen Zahnmaterial-Allergie oder Unverträglichkeit bei Zahnersatz durchzuführen.
Als biologischer Zahnarzt für Angstpatienten in Wien ist es mir außerdem wichtig, diese Untersuchungen in entspannter Atmosphäre durchzuführen, ohne Druck, aber mit Klarheit.
Fazit: Der Kiefer kann still schreien – hören Sie genau hin!
Störfelder, stille Entzündungen und immunologische Reaktionen im Mundraum können eine unterschätzte Rolle bei systemischen Erkrankungen spielen, vor allem bei Autoimmunprozessen.
Mit gezielter Diagnostik und individuell abgestimmten Maßnahmen können wir Ihre Gesundheit ganzheitlich stärken, für mehr Lebensqualität, weniger Beschwerden und ein Immunsystem, das endlich aufatmen darf.
Wir begleiten Sie gerne auf diesem Weg, mit Wissenschaft, Erfahrung und einem echten Blick fürs Ganze.
Quellen (Auszug):
-
Davidson A, Diamond B. Autoimmune diseases. N Engl J Med. 2001;345(5):340-350.
-
Reuter S, Gupta SC, Chaturvedi MM, Aggarwal BB. Oxidative stress, inflammation, and cancer: How are they linked? Free Radic Biol Med. 2010;49(11):1603-1616.
-
Lechner J et al. RANTES/CCL5 overexpression in silent inflammation of the jawbone and its systemic effects. Clin Cosmet Investig Dent. 2014;6:87-96.
-
Tervahartiala T et al. Active MMP-8 as a biomarker for periodontitis: a narrative review. J Periodontal Res. 2016;51(4):497-505.





